Sowie die Welt stehts im Wandel ist, gehören Umnutzungen zum architektonischen Alltag. Die Kirche Klingnau wird zum offenen Verkaufsplatz heissgeliebter Hobbies und belebt die historische Altstadt.
31. Oktober 2023
Janine Eglin
Die Kirche Klingnau
In der aargauischen Kleinstadt Klingnau zeigt sich, wie an vielen Orten, eine rückläufige Entwicklung in der katholischen Kirchengemeinde. Die Kirche im Herz der mittelalterlichen Kleinstadt hat hohe Unterhaltskosten und wird aufgrund der Zusammenlegung der Kirchengemeinden in der Umgebung zunehmend weniger genutzt. Ziel dieses Diplomabschlusses ist es, eine rentable Umnutzung der Kirche zu finden. Die Kirche soll unberührt bleiben und der Einbau optional Rückbaufähig sein. Zudem soll ein Neubaugebäude das Grundstück ergänzen. Kern der Aufgabe ist die finanzielle Entlastung der Kirchengemeinde und Wiederbelebung des Stadtkerns.
Marktanalyse und Umnutzung
Im hohen Norden des Kantons Aargau, an der deutschen Grenze, mit grossen Einzugsgebieten in der Umgebung, liegt Klingnau wirtschaftlich schwierig. Die Nachbargemeinde Döttingen bietet alle Einkaufsmöglichkeiten für den Alltag und im Deutschen sind ebenfalls grosse Einkaufsmöglichkeiten vorhanden. Erschwerend kommt hinzu, dass die Kirche nicht über ausreichend natürliches Licht für Büro- oder Wohnräume verfügt. Da der Standort inmitten der kleinen Altstadt, im Herzen des Dorfes liegt, ist ohnehin eine Nutzung gesucht, die das Potenzial bietet, der Wiederbelebung des Ortes beizusteuern.
Die Empfehlung und Inhalt dieser Diplomarbeit ist die Umnutzung der Kirche zu Verkaufsfläche für Spezialgeschäfte. Der Vorteil dieser Betreiber ist, dass sie spezielle Hobbies ansteuern, die aktiv von ihren Kunden gesucht werden und nicht im gleichen Masse von Laufkundschaft abhängig sind.
Visualisierungen Kirche und Neubau
1/4Kirche Innen Sicht vom Eingang
2/4Kirche Innen Sicht vom Café
3/4Ostplatz Sicht von Westen
4/4Ostplatz Sicht von Norden
1/4Kirche Innen Sicht vom Eingang
2/4Kirche Innen Sicht vom Café
3/4Ostplatz Sicht von Westen
4/4Ostplatz Sicht von Norden
Das Projekt
Die Kirche bietet zwei aussergewöhnliche räumliche Grundlagen: die grosse Höhe des Hauptschiffes und der lichtdurchflutete Chor aus dem 13. Jahrhundert. Für die Spezialfachgeschäfte entsteht im Hauptschiff eine zweigeschossige Stützenkonstruktion aus Holz, die die Empore miteinfasst und eine anregende Bewegungsfläche bietet. Mit einem flexiblen Grundriss und entsprechender Infrastruktur ist die Nutzung des Kirchenschiffes nachhaltig gestaltet und gewährleistet attraktive Verkaufsflächen für diverse Interessenten. Die Raumgestaltung fokussiert auf den Erhalt der Grosszügigkeit des hohen Raumes. Vom Eingang bis zum Chor bleibt ein Lichtkorridor. Der Neubau am Dorfplatz ist die Erweiterung der Kirchennutzung. Mit grossen Fenstern bietet der Neubau Einblick und Anregung, der die historische Fassade der Kirche verwehrt. Im Neubau sind Ausstellungen der Spezialfachgeschäfter situiert, die zyklisch wechseln. So wird der Neubau zum Fenster für die Kirche. Verbunden wird alles durch das Café im Kirchenchor. Mit Bewirtschaftung auf dem Platz wird der Besucher vom Schauraum in die Kirche geführt. Da die Kirchengemeinde den Betrieb nicht selbst leitet, steht den Mietern die individuelle Anpassung der Mietflächen frei und können sie somit nach ihren Bedürfnissen gestalten.
Kosten und Rendite
Die Gesamtkosten des geplanten Projekts belaufen sich voraussichtlich auf CHF 1,7 Millionen, mit einer Toleranz von ±10%. Die Umnutzung der Kirche wird etwa CHF 1.1 Million kosten, und der Neubau etwa CHF 570'000. Nach Abzug der Kosten, einschließlich des Unterhalts der Kirche, bleibt eine Nettorendite von 2.7%. Die Mietflächen sind mit einem Quadratmeterpreis von CHF 22 in der Kirche und CHF 23 im Neubau kalkuliert.
Janine TannerDerzeit tätig als Hochbauzeicherin bei der Axess Architekten AG in Zug. Seit meinem Abschluss 2013 habe ich viele Projekte begleitet und teilweise geleitet. Mein berufliches Interesse liegt in Wohnungsbau, Konstruktion und Denkmalschutz.