MANAGEMENT SUMMARY
Ausgangslage
Besondere Situationen erfordern besondere Massnahmen. Durch die andauernde Corona-Pandemie haben wir als Unterhaltungselektronikgeschäft erkannt, dass viele unserer Kunden die multimedialen Inhalte rund um das Fernsehen nicht verstehen. Gottesdienste, Beerdigungen, sogar Hochzeiten wurden während dieser Zeit via YouTube gestreamt und so der gesamten Interessensgemeinschaft zur Verfügung gestellt – auch oder vor allem dann, wenn die Menschen nicht selber vor Ort sein können. Viele Kunden von uns hatten damit ihre Probleme. Die Fernbedienung des TV-Gerätes hat viele Knöpfe, es sind heute sehr viele Dinge möglich, aber oftmals einfach zu kompliziert und für den Endkunden schlicht nicht bedienbar. Dieses Problem möchte ich mit meiner Diplomarbeit beseitigen.
Zielsetzung
Mithilfe meiner MultimediaZentrale soll es jedem Kunden möglich sein, mittels Tastendruck einen von mir vorgegebenen YouTube-Link abzuspielen. Der Kunde benötigt nur einen Internet-Zugang, der Rest wird von meiner MultimediaZentrale übernommen. Die Bedienung der MultimediaZentrale soll so schlicht wie möglich sein. Die Steuerung erfolgt über den Raspberry Pi, welcher mit wenig Aufwand ersetzt werden kann (Aufbau Gehäuse).
Resultate
Der Kunde kann meine MultimediaZentrale am bestehenden TV anschliessen. Das Einzige, was er benötigt, ist ein aktuelles Fernsehgerät sowie einen Internet-Anschluss. Mittels Fernbedienung (10 Tasten wurden programmiert) ist es dem Kunden möglich, mit nur einem Tastendruck ein von mir vorgegebenes YouTube-Video abzuspielen. Der Link zum YouTube-Video kann jederzeit mit minimalem Aufwand geändert werden - auch mittels Fernzugriff- und dies weltweit. Möglich macht dies ein Script, welches ich für den Raspberry eingerichtet habe. Das Script wird bei Tastendruck aktiviert und ist grob nach folgendem Muster aufgebaut:
- Lockfile wird erstellt, so dass das Script nicht doppelt gestartet werden kann
- Script wird minimiert
- Mauscursor verschwindet nach 5 Sekunden
- Videoplayer spielt das YouTube-Video in Fullscreen auf dem HDMI-Ausgang des Raspberry ab
- Lockfile wird gelöscht
Die komplette Bedienung und Steuerung wurde von mir entwickelt und programmiert. Die Gesamtkosten belaufen sich auf rund CHF 200.-, wobei der grösste Teil der Kosten für die Anschluss- und Adapterkabel verwendet wurde. Die MultimediaZentrale setzt sich aus dem Raspberry Pi, der Fernbedienung sowie diversen Anschlusskabel und einem Infrarotempfänger zusammen. Das Gehäuse wurde von mir entwickelt und gebaut. Der Raspberry wurde mit einer aktiven Kühlung nachgerüstet, welche anspringt, sobald eine höhere Temperatur erkannt wird. Dadurch wird einer Überhitzung des Gerätes entgegengewirkt.
Nutzen für den Betrieb & weiterführende Schritte
Mein komplett eingerichtetes Betriebssystem Linux Raspberry 5 kann von meinem fertig konfigurierten System kopiert werden. Dadurch brauchen wir als Fachgeschäft nur einen Raspberry mit SD-Karte,Netzteil, das passende fertige Gehäuse sowie die Fernbedienung URC-6810. Die damit entstandenen Kosten von rund CHF 100.- sind in Anbetracht der Möglichkeiten verkraftbar.
Das fertig eingerichtete System kann auf beliebig viele Raspberry kopiert werden. Das fertige Script ist auf dem Desktop hinterlegt und kann mittels Fernwartung angepasst werden.
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Kosten für einen weiteren Raspberry: CHF 100.-
Benötigte Zeit für Einrichten: ~30min
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Möchte ich das Produkt weiterentwickeln und verbessern, hätte ich verschiedene Optionen, an welchen noch gearbeitet werden kann:
- Erweiterung SIM-Hat: Zusätzlich zu meiner Installation habe ich mit dem Sim-Hat die Möglichkeit, auch abgelegene Kunden zu erreichen. Wir haben ab und zu den Vorfall, dass Kunden einen schlechten oder gar keinen Internetempfang haben (z. Bsp. auf Alpbetrieben). Hier würde der Sim Hat Abhilfe schaffen. Durch den Internetempfang per Sim-Karte über das Mobile Netz hat der Kunde auch ohne Internetanschluss die Möglichkeit auf die Streams zuzugreifen. Beispiel Sim-Hat: https://www.pi-shop.ch/4g-3g-2g-gsm-gprs-gnss-hat-fuer-raspberry-pi-lte-cat4
- Erweiterung Bluetooth: Der Raspberry Pi 4 Model B verfügt über einen integrierten Bluetooth-Adapter. Damit haben wir die Möglichkeit, bestimmte Hörgeräte auf den Raspberry Pi einzurichten. Heutige Hörgeräte (z. Bsp. Phonak) haben integriertes Bluetooth, so dass die Seniorinnen und Senioren das Handy koppeln können. Zusätzlich könnte ich den Raspberry auf das Hörgerät koppeln, so dass die Tonwiedergabe ausschliessliche per Bluetooth auf das Hörgerät des Kunden übertragen wird.
- Erweiterung Sprachsteuerung: Mein Raspberry kann mittels Mikrofon auf eine Sprachsteuerung umgerüstet werden. Damit hätten die Kunden neben der Fernbedienung auch die Möglichkeit, das Gerät mittels Sprachsteuerung zu bedienen. Als Schwierigkeit sehe ich da das Problem der verschiedenen Sprachen bei uns in der Schweiz. Dies müsste wohl per hochdeutscher Sprache erfolgen. Beispiel Sprachsteuerung: https://github.com/alphacep/vosk-api
- Erweiterung TV-Tuner: Für den Raspberry sind weitere Module erhältlich, welche den Raspberry mit einem Tuner nachrüsten. Damit habe ich die Möglichkeit von einer Parabol-Satellitenanlage direkt auf den Raspberry Pi zu fahren. Ich habe dies noch nie probiert, stelle mir jedoch die geringe Leistung des Raspberry als Problem vor. Eventuell wäre die bessere Lösung ein Internet-TV Anbieter zu implementieren (Zattoo, Wilmaa, usw.) Möglichkeiten wären gegeben und können im Falle einer Weiterentwicklung geprüft werden.
Dies ist nur eine kleine Auflistung von Weiterentwicklungen. Ein enormer Vorteil des Raspberry ist seine faktisch unbegrenzten Möglichkeiten. Er kann überall eingesetzt werden und der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt.
Projektabschlusbericht
Die Projektziele konnten alle erreicht werden. Einzig beim Testing kann in zukünftigen Projekten vermehrt darauf geachtet werden, dass die Dokumente laufend aktualisiert und im System eingebunden werden. Ich habe erst beim effektiven Benützen der Steuerung des Raspberry realisiert, wie umfangreich und grenzenlos meine Möglichkeiten zur Steuerung sind. Somit haben ich viel nach dem Prinzip «learning by doing» und «try and error» gearbeitet. Dazu habe ich die verschiedenen Komponenten zur Steuerung allesamt einzeln in verschiedenen Umgebungen aufgebaut und geschaut, wie die Steuerung agiert. Kamen Fehler auf, habe ich geschaut, wo Probleme liegen und wie diese behoben werden können. Somit wusste ich schon beim Einbetten des Codes in das Hauptprogramm, dass die Steuerung grob funktioniert und musste beim Testing nur noch die Abhängigkeiten der Funktionen zueinander austesten. Dies hat mir einerseits Arbeit abgenommen, andererseits habe ich stundenlang mögliche Schaltungen und Kombinationen ausprobiert und abgeändert.
Ich habe rund 190 Stunden in meine Diplomarbeit investiert. Am Ende dieser Arbeit bin ich froh und stolz, sie zu beenden und viel Erfahrungen mitzunehmen.
Ich möchte mich an dieser Stelle bei all denjenigen Bedanken, welche mich in den drei Jahren Schulzeit begleitet haben und vor allem denjenigen Personen, welche mir bei der Realisierung meiner Diplomarbeit zur Seite standen. Es war eine interessante und lehrreiche Zeit.