Das revidierte kantonale Energiegesetz ist am 1. Januar 2023 in Kraft getreten. Diese Diplomarbeit beschäftigt sich mit dem Artikel 40a, welcher den Ersatz von Wärmeerzeugern regelt. Der Ersatz eines Wärmeerzeugers ist neu meldepflichtig und an bestimmte Anforderungen gebunden. Dabei stehen 12 Standardlösungen und die Gesamtenergieeffizienz im Fokus. Mit zwei Fallbeispielen wird ein praxisorientierter Bezug zu diesen Massnahmen aufgezeigt.
Während im alten Mehrfamilienhaus der Wärmeerzeugerersatz über eine der Standardlösungen ermöglicht werden soll, wird im zweiten Fallbeispiel auf einen Ersatz über die Gesamtenergieeffizienz abgezielt.
09. November 2023
Herrli Markus
Management SummarySeit dem 1. Januar 2023 gilt in Bern das revidierte Energiegesetz. Diese Diplomarbeit befasst sich mit dem Artikel 40a, welcher die Richtlinien bei einem Ersatz des Wärmeerzeugers beinhaltet. In der kantonalen Energieverordnung werden diese Richtlinien in Artikel 20a konkretisiert und in dessen Anhängen detailliert behandelt. Diese Diplomarbeit soll das Ganze etwas zugänglicher machen und mit Praxisbeispielen die Materie näher an den Leser heranbringen. In einem ersten Schritt werden die Optionen aufgezeigt, welche einen Ersatz des Wärmeerzeugers ermöglichen. 12 Standardlösungen und der Gebäudeenergieausweis der Kantone (GEAK) stehen dabei im Vordergrund. Es zeigt sich, dass der GEAK eine wichtige Rolle spielt und für den Anspruch auf Fördergelder entscheidend sein kann. Die Standardlösungen zielen auf erneuerbare Energien oder eine Reduktion der Wärmeverluste ab. Mit der zwölften Standardlösung ergänzt der Kanton Bern die bereits bestehenden 11 Standardlösungen der MuKEn (Mustervorschriften der Kantone im Energiebereich), welche in anderen Kantonen schon seit längerer Zeit in Kraft sind. Es wird verdeutlicht, dass es Standardlösungen gibt, die je nach Gebäude und Ausgangslage sinnvoll, in einem anderen Kontext aber wiederum nicht umsetzbar oder uninteressant sind. Um einen praxisorientierten Bezug herzustellen, werden zwei Gebäude analysiert und folglich energetisch optimiert. Diese Massnahmen sollen einen Ersatz des Wärmeerzeugers nach der kantonalen Energieverordnung ermöglichen. Die beiden Fallbeispiele stehen charakteristisch für jedes ältere Gebäude. Es wird aufgezeigt und empfohlen, in jedem Fall zuerst den GEAK zu machen, um eine professionelle und fundamentierte Analyse zu erhalten. Der GEAK Plus zeigt zudem Lösungsvarianten und Massnahmen auf, welche eine Kostenberechnung beinhalten. Wird die Effizienzklasse D nicht erreicht, bieten 12 Standardlösungen interessante Massnahmen. Im Mehrfamilienhaus in Biel, setzen sich die beiden Standardlösungen 2 und 9 durch. Mit der «Standardlösung 2» wird die Gas-Wandtherme durch eine Pelletheizung ersetzt, während mit der «Standardlösung 9» das Dach gedämmt wird. Ein Entscheid kann weder über die Investitionssumme noch über die potenzielle Energieeinsparung gemacht werden. An dieser Stelle kommen andere Kriterien zum Zug, welche einen schlussendlichen Entscheid ermöglichen. Es zeigt sich, dass mit dem Dämmen des Dachs, über die «Standardlösung 9», ein grösserer Mehrwert generiert wird. Über die Dämmung wird ein jährliches Energiesparpotenzial von 9'614 kWh erreicht. In Abhängigkeit vom Gaspreis und der durchschnittlichen Aussentemperatur, zeigt die Wirtschaftlichkeitsberechnung auf, dass die Umsetzung dieser Standardlösung, über einen Zeitraum von 20 Jahren, aktuell nicht wirtschaftlich ist. Weitere Szenarien schliessen eine Wirtschaftlichkeit aber nicht aus. Da im Zweifamilienhaus in Lyss, die Effizienzklasse des Gebäudes, ohne nötige Ausbildung, nicht erarbeitet werden kann, wird auf eine Steigerung der Gesamtenergieeffizienz gesetzt. Die Analyse des Gebäudes zeigt auf, dass mit einer Dämmung der Kellerdecke, ein jährliches Energiesparpotenzial von 4’903.6 kWh vorhanden ist. Hier zeigt die Wirtschaftlichkeitsberechnung, dass die Massnahme, über einen Zeitraum von 20 Jahren, wirtschaftlich ist, solange der Öl-Preis im Schnitt nicht unter CHF 0.77 pro Liter fällt. Ob der Wärmeerzeuger anschliessend ersetzt werden darf, kann nicht abschliessend beurteilt werden. Schlussendlich wird der Artikel 40a, des revidierten kantonalen Energiegesetzes als positiv erachtet und stellt einen Schritt in die richtige Richtung dar.
Vom Überblick zum Durchblick
1/6Die Grafik zeigt mögliche Schritte, den Ablauf und die Möglichkeiten auf, welche für den Heizungsersatz erforderlich sind. Kann man eine der Fragen mit Ja beantworten sind die
Anforderungen erfüllt (grün). (Diplomarbeit S. 8)
2/6Die Grafik zeigt den Weg zum Gebäudeenergieausweis der Kantone (GEAK) auf. (Diplomarbeit S. 18)
3/6Gebäude von Fallbeispiel 1.
Hier wird über die Standardlösung 9 ein Wärmeerzeugerersatz ermöglicht. Das Innendach wird dabei mit einer 24 cm dicken Isofloc-Einblasdämmung optimiert. (Diplomarbeit S. 24)
4/6Ob die Standardlösung wirtschaftlich ist oder nicht, ist von den beiden Faktoren Aussentemperatur und Gaspreis abhängig. Hier wurden drei verschiedene, durchschnittliche Aussentemperaturen im Winter, sowie drei Gaspreis-Szenarien angenommen. Die gelbe Wirtschaftlichkeitslinie stellt die Investition dar. Das bedeutet, dass jeder Punkt oberhalb dieser Linie, über einen Zeitraum von 20 Jahren gesehen, wirtschaftlich ist. Alle Punkte unterhalb der gelben Linie sind mit einem finanziellen Verlust verbunden. Das Diagramm zeigt auf, dass bei einer realistischen Aussentemperatur von 2 Grad Celsius und einem aktuellen Gaspreis von rund 13 Rappen pro Kilowattstunde, die fachgerechte Umsetzung der Standardlösung 9, finanziell nicht interessant ist. Liegt der durchschnittliche Gaspreis, in den nächsten 20 Jahren, bei mindestens 25.6 Rappen pro Kilowattstunde, ist die Sanierung wirtschaftlich.
(Diplomarbeit S. 77)
5/6Gebäude von Fallbeispiel 2.
Um die Gesamtenergieeffizienz zu erhöhen, wird in diesem Gebäude die Kellerdecke mit 12 cm dicken Dämmplatten aus Mineralwolle gedämmt. (Diplomarbeit S. 46)
6/6Beim zweiten Fallbeispiel wird die Kellerdecke isoliert. Die Wirtschaftlichkeit dieser Massnahme hängt vom Ölpreis ab. In diesem Diagramm ist die Wirtschaftlichkeitslinie grün. Bei einem aktuellen Heizölpreis von 1.12 pro Liter, liegt das finanzielle Einsparpotenzial oberhalb der Wirtschaftlichkeitslinie und ist somit, über einen Zeitraum von 20 Jahren, wirtschaftlich. (Diplomarbeit S. 81)
1/6Die Grafik zeigt mögliche Schritte, den Ablauf und die Möglichkeiten auf, welche für den Heizungsersatz erforderlich sind. Kann man eine der Fragen mit Ja beantworten sind die
Anforderungen erfüllt (grün). (Diplomarbeit S. 8)
2/6Die Grafik zeigt den Weg zum Gebäudeenergieausweis der Kantone (GEAK) auf. (Diplomarbeit S. 18)
3/6Gebäude von Fallbeispiel 1.
Hier wird über die Standardlösung 9 ein Wärmeerzeugerersatz ermöglicht. Das Innendach wird dabei mit einer 24 cm dicken Isofloc-Einblasdämmung optimiert. (Diplomarbeit S. 24)
4/6Ob die Standardlösung wirtschaftlich ist oder nicht, ist von den beiden Faktoren Aussentemperatur und Gaspreis abhängig. Hier wurden drei verschiedene, durchschnittliche Aussentemperaturen im Winter, sowie drei Gaspreis-Szenarien angenommen. Die gelbe Wirtschaftlichkeitslinie stellt die Investition dar. Das bedeutet, dass jeder Punkt oberhalb dieser Linie, über einen Zeitraum von 20 Jahren gesehen, wirtschaftlich ist. Alle Punkte unterhalb der gelben Linie sind mit einem finanziellen Verlust verbunden. Das Diagramm zeigt auf, dass bei einer realistischen Aussentemperatur von 2 Grad Celsius und einem aktuellen Gaspreis von rund 13 Rappen pro Kilowattstunde, die fachgerechte Umsetzung der Standardlösung 9, finanziell nicht interessant ist. Liegt der durchschnittliche Gaspreis, in den nächsten 20 Jahren, bei mindestens 25.6 Rappen pro Kilowattstunde, ist die Sanierung wirtschaftlich.
(Diplomarbeit S. 77)
5/6Gebäude von Fallbeispiel 2.
Um die Gesamtenergieeffizienz zu erhöhen, wird in diesem Gebäude die Kellerdecke mit 12 cm dicken Dämmplatten aus Mineralwolle gedämmt. (Diplomarbeit S. 46)
6/6Beim zweiten Fallbeispiel wird die Kellerdecke isoliert. Die Wirtschaftlichkeit dieser Massnahme hängt vom Ölpreis ab. In diesem Diagramm ist die Wirtschaftlichkeitslinie grün. Bei einem aktuellen Heizölpreis von 1.12 pro Liter, liegt das finanzielle Einsparpotenzial oberhalb der Wirtschaftlichkeitslinie und ist somit, über einen Zeitraum von 20 Jahren, wirtschaftlich. (Diplomarbeit S. 81)
Abschliessendes FazitEin Wärmeerzeugerersatz über die Gesamtenergieeffizienz macht dann Sinn, wenn die Klasse D bereits erreicht wird. Ich empfehle in jedem Fall zuerst den GEAK zu machen, um zu evaluieren, wo man steht, und um von allfälligen Fördergeldern zu profitieren. Erreicht man die Effizienzklasse D, kann man den Wärmeerzeugerersatz vornehmen. Erreicht man sie nicht, empfehle ich auf eine Standardlösung zurückzugreifen und nicht, sich auf die Gesamtenergieeffizienz zu konzentrieren. Es könnte sein, dass die Gesamtenergieeffizienz um zwei Klassen angehoben werden muss und dadurch deutlich höhere finanzielle Verpflichtungen entstehen als bei der Umsetzung einer Standardlösung. In meinen Augen bietet sich, mit der Auswahl der Standardlösungen, immer eine vernünftige Variante an. Es geht also darum, die passende Variante für das Objekt zu wählen. Man kann nicht generell sagen, dass zum Beispiel die Standardlösung 9 die beste Massnahme ist. Bei einem Gebäude mit Bodenheizung ist der Ersatz durch eine Wärmepumpe vielleicht sinnvoller. Hier gilt es professionell zu analysieren und Lösungswege aufzuzeigen. Die Wirtschaftlichkeit einer solchen Umsetzung ist von Faktoren abhängig, welche wir nicht massgeblich beeinflussen können. So kann es sein, dass eine Standardlösung, auf den wirtschaftlichen Aspekt bezogen, nicht interessant ist. Ich erachte es aber als wichtig, dass man hier das grosse Ganze sieht. Wird der Wohnkomfort durch die Realisierung einer bestimmten Standardlösung erhöht, ohne dass sich die Umsetzung aus finanzieller Sicht auszahlt, wurde doch trotzdem ein Mehrwert generiert. Für mich ist der Artikel 40a, des revidierten kantonale Energiegesetzes, ein Schritt in die richtige Richtung.
Markus HerrliIch habe 2008 meine Lehre als Sanitär-Monteur abgeschlossen. Seit 2012 bin ich in der Firma "Bachmann Lyss AG" als Service-Monteur tätig. Im Laufe der Zeit wuchs das Interesse und somit auch das Fachwissen in Bezug auf die Heizungssysteme. Mit dem Lehrgang "HF Energie- und Umwelttechniker", konnte zusätzliches Wissen generiert werden. Mit meiner Familie wohne ich im wunderschönen Biel und einen Grossteil meiner Freizeit verbringe ich mit Sport, Kochen und kulinarischen Abenteuern.