Ziel und Aufgabe der Patient Journey App (PJA)
Das Hauptziel der Einführung der Patient Journey App besteht darin, den Patientenfluss möglichst digital zu steuern. Dies soll nicht nur die Versorgungssicherheit erhöhen, sondern auch die Ressourcennutzung optimieren. Die PJA soll die Prozesse für Pflege, Hotellerie und Therapie vereinfachen und den Patienten einen besseren Zugang zu wichtigen Dienstleistungen bieten, darunter Self-Check-In, digitaler Patientenplan, digitale Medien, kostenloses Inlandstelefon sowie eine verbesserte Kommunikation mit Pflege und Hotellerie.
Die erfolgreiche Integration einer Patient Journey App ist aufgrund der Vielzahl an die bestehenden Systemen und Schnittstellen eine komplexe Herausforderung. Um eine nahtlose Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Anwendungen sicherzustellen, müssen alle beteiligten Systeme miteinander verknüpft werden.
Systemlandschaft und Schnittstellen vor der Implementierung der Patient Journey App
Vor der Einführung der Patient Journey App bestand die Systemlandschaft aus mehreren zentralen Systemen: Planungstool, ERP, KIS, Kassensystem und HR-Tools. Diese Systeme tauschten Informationen wie Patientendaten, Mitarbeiterdaten und Leistungen über bidirektionale Schnittstellen aus, die primär mit einem ESB (Enterprise Service Bus) gemanagt wurden. Durch den Einsatz des ESP’s wird ein reibungsloser und sicherer Datenaustausch zwischen den verschiedenen IT-Systemen gewährleistet, was die Effizienz und Zuverlässigkeit der Patient Journey App erhöhen wird.
Grundapplikationen im Überblick
- HR-Tools: Verwaltung der Mitarbeiterdaten.
- Planungstool: Planungstool für Personal und Patienten.
- ERP: Zentrales ERP für Patientenverwaltung, Abrechnung und medizinische Codierung.
- KIS: System zur medizinischen Dokumentation, Grundlage für umfassende Patientenakten.
- Kassensystem: Kassensystem für Transaktionen und Konsumationen.
Durch die Übernahme bestehender Schnittstellen konnten wir Zeit sparen und uns auf die Entwicklung neuer Schnittstellen konzentrieren. Die Nutzung vorhandener Schnittstellen erleichtert die Integration von Systemen und reduziert den Entwicklungs-aufwand.
Integration der Patient Journey App: Prozesse und Anforderungen
Die Patient Journey App integriert sich in die bestehende Infrastruktur, um Patientendaten und Terminpläne auf Tablets bereitzustellen. Dabei kommunizieren das ERP und das Kassensystem über bidirektionale Schnittstellen, wobei das Planungsstool die Daten unidirektional an die App weitergibt.
ERP/Patient Journey App Schnittstelle
Das ERP fungiert als führendes System und vergibt systemweite Patienten- (PID) und Fallnummern (FID). Die Self-Check-in-Funktion der App ermöglicht es Patienten, vor dem Aufenthalt Daten zu übermitteln, die von der Bettendisposition überprüft und übernommen werden.
Kassensystem und Konsumationsschnittstelle
Der Datenaustausch zwischen Kassensystem und Patient Journey ist aufgrund fehlender Datenkonsistenz sehr komplex. Eine direkte Anbindung an die Patient Journey App ist nur unter strengen Sicherheitsbedingungen möglich, da ein separates Testsystem fehlt. Da das Projekt im Moment nur auf Test betrieben wird, bleibt uns noch Zeit eine Lösung für die Produktive Umgebung zu suchen.
Share-Lösung für Veranstaltungen und Menüpläne
Die Veranstaltungen und Menüpläne sollen von der Hotellerie und Küche als PDF auf einen zentralen Share geladen werden. Die App greift auf diese Dateien zu, wandelt sie um und stellt sie digital zur Verfügung.
Spezifikation der Schnittstellen
- HL7-Standard: Für den standardisierten Datenaustausch.
- Die Integration des Planungstools und des ERP’s in die Patient Journey App (PJA) erfolgt über eine HL7-basierte Terminschnittstelle, die einen standardisierten und interoperablen Datenaustausch ermöglicht. Die Daten werden asynchron an den Schnittstellenserver der PJA gesendet und durchlaufen folgende Verarbeitungsschritte:
- Grobe Analyse eingehender Nachrichten: Erste Überprüfung der Nachrichtenstruktur und Inhalte.
- Auslesen der Patienten ID: Extraktion der eindeutigen Patientenidentifikation.
- Zuordnung der Nachricht: Zuweisung der Nachricht zum entsprechenden Patientenprofil.
- Bestimmung des Verarbeitungszeitpunkts: Festlegung, wann die Nachricht basierend auf ihrem Typ verarbeitet wird.
Zur effizienten Verarbeitung der Bewegungsdaten wurde eine Priority Queue implementiert, die Aufgaben nach ihrem Verarbeitungszeitpunkt sortiert und sequenziell abarbeitet. Dies ähnelt dem Konzept einer Message Queue, bei der Nachrichten asynchron gespeichert und bei Bedarf abgerufen werden.
Terminschnittstelle
Die Terminschnittstelle ist unidirektional; die PJA sendet keine Daten zurück an das Planungstool und besitzt keine Schreibrechte. Im Gegensatz dazu ist die Self-Check-in-Schnittstelle zum ERP bidirektional. Nach dem digitalen Ausfüllen des Anmeldeformulars durch den Patienten wird eine Benachrichtigung an die Bettendisposition gesendet. Diese überprüft die Daten und gibt sie frei, bevor sie ins System übernommen werden, um die Datenintegrität zu gewährleisten.
Konsumationsschnittstelle
Die Konsumationsschnittstelle mit de Kassensystem wurde im HL7 DFT_P03-Standard umgesetzt, der detaillierte finanzielle Transaktionen dokumentiert. Diese Nachrichten enthalten Informationen zu erbrachten Dienstleistungen, anfallenden Kosten sowie zugehörigen Diagnosen und Behandlungsdaten. Die Verwendung dieses Standards ermöglicht eine effiziente Abrechnung, korrekte Dokumentation und nahtlose Integration verschiedener Systeme im Gesundheitswesen.
Patient Journey App
Die Einbindung der Patient Journey App optimiert Prozesse und verbessert den Informationsfluss zwischen Kliniksystemen und Patienten durch digitale Bereitstellung relevanter Daten. Sicherheitsanforderungen und Datenkonsistenz bleiben jedoch kritische Erfolgsfaktoren für die Implementierung.
Meine Erkenntnisse
Während der Integration des Kassensystems in die Patient Journey App stellte die Dateninkonsistenz eine erhebliche Herausforderung dar. Abweichende Nummernkreise, wie Patientennummern, Personalnummern und Kostenstellen-Nummern, erschwerten die zuverlässige Zuordnung und Integration der Daten. Zudem fehlte ein Testsystem das Kassenumgebung, sodass alle Tests direkt im Produktionssystem durchgeführt werden mussten, was das Risiko von Störungen im laufenden Klinikbetrieb erhöhte.
- Eine frühzeitige Datenharmonisierung ist essenziell, um sicherzustellen, dass alle Systeme kompatible Nummernkreise oder eindeutige Identifikationssysteme verwenden.
- Das Fehlen eines Testsystems führte zu einem hohen Risiko für den laufenden Betrieb. In zukünftigen Projekten sollten Testumgebungen stets verfügbar sein, um sichere Tests vor der Implementierung im Produktivsystem zu ermöglichen.
Ausgangslage
Ursprünglich war für die Integration von Polypoint eine HL7-Schnittstelle geplant. Allerdings stellte sich heraus, dass die HL7-Standards den Entwicklern nicht ausreichend vertraut waren, was zu erheblichen Verzögerungen führte. Stattdessen wurde eine Message Queue eingerichtet, um die Daten asynchron zu verarbeiten. Diese ermöglichte die stabile Verwaltung grosser Datenmengen, wie Terminplanung und Personalmanagement, in Echtzeit.
- Schnittstellenanforderungen wie HL7 müssen frühzeitig im Projekt berücksichtigt werden, um Verzögerungen zu vermeiden.
- Die Message Queue hat sich als effektive Alternative erwiesen, um eine asynchrone Datenverarbeitung sicherzustellen und die Stabilität der Datenübertragung aufrechtzuerhalten.
Herausforderungen
Die Zusammenarbeit mit Entwicklern in anderen Ländern brachte Herausforderungen mit sich wie unterschiedliche Arbeitskulturen, die zu Missverständnissen und Verzögerungen führten. Zudem war die IT-Abteilung bei der Ausschreibung für die Patient Journey App und die Schnittstellenintegration nicht ausreichend berücksichtigt, was zu Verzögerungen und unnötigen Komplikationen führte.
Fazit
Diese Erfahrungen zeigen, dass eine effiziente Zusammenarbeit und eine frühzeitige Einbindung der IT für den Erfolg eines Projekts entscheidend sind. Der Umgang mit internationalen Entwicklungsteams erfordert klare Strukturen und Kommunikation, und die IT muss immer ein zentraler Teil der Projektplanung sein, um technische Hürden rechtzeitig zu erkennen und zu bewältigen.