Neue Maschinen, neue Verfahren, neue Materialien, all das und vieles mehr machen neue Arbeitsweisen erforderlich. Oft liegt die Schulzeit jedoch schon eine Weile zurück und das Lernen fällt schwer – kennen Sie aber Ihren Lerntyp, können Sie es sich sehr viel einfacher machen.
Lerntyp – was ist das überhaupt?
Der Begriff „Lerntyp“ wurde massgeblich vom deutschen Systemforscher Frederic Vester geprägt, auch wenn sein ursprünglicher Ansatz in der Wissenschaft heutzutage als nicht mehr ganz zutreffend gesehen wird. Dennoch wurde der Begriff vielfach aufgegriffen und beschreibt im Allgemeinen ein Phänomen, das wohl fast jeder kennt: Je nachdem, wie bestimmte Informationen präsentiert werden, können manche Menschen sie leichter aufnehmen, während es anderen schwerer fällt. Für manche ist zum Beispiel ein zweistündiger Vortrag die reinste Tortur, für andere ist es dagegen die perfekte Methode, um sich über ein Thema zu informieren.
Steht also eine berufliche Weiterbildung an, ist es absolut sinnvoll, erst den eigenen Lerntyp zu bestimmen, um sich das Lernen dadurch leichter zu machen. Das gilt insbesondere, wenn Sie die Ausbildung oder das Studium schon eine Weile hinter sich haben, denn dann müssen Sie sich erst einmal wieder ans Lernen gewöhnen, was den Erfolg zusätzlich erschwert.
Man unterscheidet vier Lerntypen, für die es jeweils eigene Methoden gibt, um den Lernerfolg zu unterstützen.
Der visuelle Lerntyp – sehen und verstehen
Beim visuellen Lerntyp kommt es, wie der Name schon sagt, vor allem auf die visuelle Wahrnehmung an. Menschen, die zu diesem Lerntyp gehören, können Informationen in der Regel besonders gut beim Lesen aufnehmen, aber auch Schaubilder, Skizzen, Diagramme und Filme sind geeignete Medien für den visuellen Lerntyp.
Um sich kleine Informationshappen wie beispielsweise Vokabeln oder Definitionen von Begriffen anzueignen, sind beim visuellen Lerntyp Karteikarten eine gute Wahl. Die Informationen sind dort kompakt zusammengezogen und für Personen dieses Lerntyps meist mit einem Blick zu erfassen.
Der auditive Lerntyp – die Macht des gesprochenen Wortes
Beim auditiven Lerntyp sind Vorträge, Gespräche und Tonaufnahmen die Mittel der Wahl. Meist kommt der auditive Typ auch sehr gut mit dem klassischen Frontalunterricht zurecht, wie man ihn aus der Schule kennt. Beim Lesen von Texten ist es häufig sinnvoll, den Text laut vorzulesen, anstatt still über dem Buch zu brüten, denn so wird in gewisser Weise aus einem visuellen ein auditives Medium.
Für Menschen des auditiven Lerntyps ist ausserdem in der Regel eine sehr ruhige Lernumgebung nötig oder zumindest von grossem Vorteil – denn sie lassen sich durch Geräusche, Musik und Ähnliches sehr leicht ablenken, sodass das Lernen auf der Strecke bleibt.
Der motorische Lerntyp – lernen durch Praxis
Anfassen, ausprobieren, einfach mal machen, das ist der motorische Lerntyp. Hier trifft die Redewendung „learning by doing“ voll und ganz zu, wobei sie hier keineswegs nur auf rein physische Aktivitäten beschränkt ist. Wichtig ist beim motorischen Typ nämlich vor allem die Anwendung in der Praxis – das könnte beim Erlernen einer Sprache zum Beispiel bedeuten, dass Sie sich regelmässig mit einem Muttersprachler unterhalten oder sich bei einer Reise „zwingen“, die Fremdsprache zu verwenden. Genauso gehören aber auch Gruppenaktivitäten, Rollenspiele und praktische Anwendungsbeispiele zu den erfolgsversprechenden Lernmethoden für den motorischen Typ.
Muss er sich Informationen auf andere Weise aneignen, etwa aus einem Buch, kann ein wenig Bewegung helfen, den Lernerfolg zu steigern. Auch wenn das eigenartig klingt, der Stoff wird dadurch für den motorischen Typ besser greifbar und er kann ihn sich einfacher merken.
Der kommunikative Lerntyp – Reden ist doch Gold
Beim kommunikativen Typ kommt es beim Lernen vor allem auf den Austausch mit anderen an. Daher sind Gespräche, Diskussionsrunden und Lerngruppen für ihn am geeignetsten. Entscheidend ist dabei nicht das Medium selbst, sondern die Interaktion mit anderen, die den Geist des kommunikativen Typs anregt.
Bei „trockenem“ Lernstoff hat es sich bewährt, mit einem Partner zu lernen, mit dem man sich über das Thema austauschen kann. Zudem kann der Lernpartner bei schwierigen Themen helfen und diese in eigenen Worten erklären, was den Lernerfolg meist deutlich beschleunigt.
Kritik am Lerntyp-Modell
Wie eingangs erwähnt, wird das Lerntyp-Modell, wie es von Frederic Vester ursprünglich entwickelt wurde, heutzutage nicht mehr angewandt. Der Hauptgrund dafür ist die starre Einteilung, die Vester vorgenommen hatte: Nach seiner Auffassung gehört jeder genau einem Lerntyp an, sodass es immer genau eine Methode gibt, um Informationen möglichst effizient aufzunehmen.
Inzwischen wissen wir aber, dass diese Sicht nicht richtig ist – vielmehr gehören die meisten Menschen zwei, drei oder sogar allen Lerntypen an. Lediglich die Vorlieben unterscheiden sich, sodass manche eher mit visuellen Medien erfolgreich lernen, während andere Gespräche, Diskussionsrunden oder Vorträge bevorzugen.
Versuchen Sie also nicht, sich krampfhaft einem der vier Lerntypen zuzuordnen, sondern überlegen Sie sich eher, wo Ihre Vorlieben liegen und womit Sie eher nicht so gut zurechtkommen. Probieren Sie ruhig auch ein wenig herum und kombinieren Sie Ansätze – vielleicht sind Sie ja ein visueller und auditiver Typ, sodass Sie besonders gut mit Lehrvideos lernen können. Oder Sie sind eher der motorisch-kommunikative Typ und experimentieren am liebsten in der Gruppe ein wenig herum.
Fazit
Das Lernen gehört zum Leben – und Sie können es sich sehr viel leichter machen, wenn Sie Ihren Lerntyp kennen. Legen Sie sich dabei aber nicht zu schnell fest und probieren Sie aus, was für Sie am besten funktioniert. Das ist anfangs vielleicht etwas mehr Aufwand als das „klassische Lernen“, es macht sich auf längere Sicht aber bezahlt. Denn das Lernen wird Ihnen nicht nur leichter fallen, es wird auch schneller gehen und Sie können sich die Informationen deutlich besser merken.